100% Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus

Internationale Wochen gegen Rassismus

Weil Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben sollte, gibt es vom 13. –  26. März auch in ganz Deutschland viele Aktionen und Veranstaltungen bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus. In Freiburg zum Beispiel kann man in diesen zwei Wochen von der Vernissage „Blackbox Abschiebungen“ über einen Workshop zu Hatespeech oder einer interreligiösen Stadtrallye bis zu einem Kinoabend mit dem Film „Ladder to Damascus“ bei tollen Aktionen mitmachen. In Stuttgart wiederum stehen die Wochen unter dem Thema „Heimat“, es gibt Argumentationstrainings, einen Fachtag, Ausstellungen und vieles mehr. Hier auf Taten wirken! findet ihr übrigens auch schon Aktionen gegen Hatespeech und für Toleranz.

Aber warum gibt es eigentlich die Internationalen Wochen gegen Rassismus?

Das Sharpeville-Massaker

21. März 1960: In Südafrika herrscht die Apartheid, das weiße Regime hat neue Passgesetze verabschiedet – die schwarze Bevölkerung soll möglichst in den für sie vorgesehenen Homelands bleiben, aber weiterhin arbeiten. Um sich gegen die immer stärker werdende Diskriminierung zu wehren, ruft der Pan African Congress (PAC) zu gewaltfreien Demonstrationen auf. 5.000-7.000 Menschen protestieren friedlich vor einer Polizeistation in Sharpeville. Ein Steinwurf lässt die Situation eskalieren, Polizisten schießen mit Maschinengewehren in die Menge. Dabei werden 69 Menschen getötet, darunter zehn Kinder und mindestens 180 Menschen teils schwer verletzt.

Die Apartheid in Südafrika wird 1994 mit Nelson Mandela endlich abgeschafft und die neue Verfassung ist sehr freiheitlich. Aber Rassismus begegnet man auch 23 Jahre später leider immer noch: Wenn die schwarze Haushälterin mit drei Personen in einem Raum in der Garage lebt oder wenn das schwarze Kindermädchen immer einige Schritte hinter der weißen Familie hergeht.

Rassismus fängt im Kopf an

Vorurteile und Diskriminierung gibt es aber nicht nur in Südafrika. Eigentlich überall, wo verschiedene Kulturen aufeinander treffen, findet man Stereotype und Ausgrenzung.  Denn Rassismus ist nicht nur individuell, sondern eine soziale Praxis. Die Konstruktion von einheitlichen Gruppen, denen bestimmte Merkmale und Eigenschaften zugeschrieben werden und sie abwertet, verleiht anderen Macht. Rassismus wird so zu einer einfachen Methode, Privilegien zu festigen und die eigene Gruppe aufzuwerten.

Leider ist auch Deutschland nicht frei von Rassismus. Im Gegenteil: Seit so viele Geflüchtete zu uns kommen, steigt die Ablehnung gegenüber Menschen anderer Kulturen, Religionen, Hautfarben. In einer aktuellen Studie der Uni Leipzig zeigt sich, dass sich beispielsweise jede*r Zweite „wie ein Fremder im eigenen Land“ fühlt oder 40% Muslim*innen die Zuwanderung untersagen möchte. Das sind erschreckende Zahlen, die bedeuten, dass Rassismus in einem großen Teil unserer Gesellschaft verbreitet ist. So werden viele Menschen in ihrer Würde verletzt, und das nur weil sie anders aussehen oder etwas anderes glauben als die Mehrheit der Bevölkerung.

Um das nicht zu vergessen erklärten  die Vereinten Nationen 1966 den 21. März zum Gedenktag an das Sharpeville-Massaker, der seither der Internationale Tag gegen Rassismus ist. Später wurde der Tag durch die internationalen Aktionswochen ergänzt.

Also schaut doch mal, was es in eurer Stadt gibt und macht mit bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus!

Weil Vielfalt bereichert und Toleranz zu einem guten Miteinander dazugehört – 100% Menschenwürde!

Heimat ist… #Bodensee und Familie

Heimat

Ausgerüstet mit einer Kamera und einigen Interviewfragen machen Bastian und ich uns auf den Weg nach Mannheim. Denn wir haben eine Mission: Wir sollen Gedanken verschiedener Menschen zum Thema Heimat einfangen. Für die Kampagne des Caritas-Verbandes sind bereits Videos gedreht worden, die auf der Seite von „Zusammen sind wir Heimat“ zu sehen sind.

Ein passender Zufall: Mannheim ist die Stadt, in der ich geboren wurde. Allerdings fühlt es sich kein bisschen nach Heimat an. Dass dort wirklich nichts vertraut wirkt, merke ich spätestens, als wir ziellos durch die Stadt laufen auf der Suche nach dem richtigen  Quadrat…

Endlich schaffen wir es, sowohl die Straße als auch den richtigen Eingang zu finden. Dort treffen wir Franzi, die das youngcaritas-Büro in Mannheim leitet. Sie hat auch die Gesprächspartner*innen für die Videos gefunden und macht sogar selber mit. Mit einiger Mühe baut Bastian die Kamera in dem winzigen Büro auf, schon mit drei Leuten wird es ganz schön eng dort.

Franziska und Aaref

Das erste Gespräch führt Franzi mit Aaref, der seit einem Jahr in Deutschland lebt. Er kam als Flüchtling aus Syrien, seine Familie lebt immer noch dort in Aleppo. Noch bevor die Kamera überhaupt an ist, erzählt Aaref – von seinem Wunschstudium, von seiner Familie, von Aleppo. Er ist offen und interessiert sich für Vieles, es ist einfach, sich mit ihm zu unterhalten. Ich bin überrascht zu hören, dass Aleppo anscheinend nicht vollständig zerstört ist. Immerhin ist es eine Stadt mit acht Millionen Einwohnern und man kann wohl in einigen Teilen noch recht normal leben. Wobei Aaref meint, statt Terror gäbe es dort eben die Mafia…

Die Kamera läuft und die Frage ist: Was bedeutet für euch Heimat? Franzi verbindet mit Heimat den Ort, an dem sie aufgewachsen ist, was ich gut nachvollziehen kann. Klar, die Familie spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber auch bestimmte Orte wecken Erinnerungen, vor allem an die Kindheit. Aaref dagegen nennt nach einem Jahr Mannheim seine Heimat. Das habe ich nicht erwartet, aber er sagt, hier hat er sein Umfeld und sieht eine Zukunftsperspektive. Ein bisschen wehmütig wirkt er, als er vom Jasminduft in Aleppo erzählt. Aber ich bin beeindruckt, dass er den mit der Flucht verbundenen Neuanfang in Deutschland so positiv wahrnimmt –  als Chance.

Wie der Tag weitergeht und was die beiden anderen Gesprächspartner über Heimat denken, erfahrt Ihr bald in einem neuen Beitrag.