Schubladen im Kopf

In unserem Alltag müssen wir jede Minute viele Entscheidungen treffen: Ziehe ich eine Regenjacke oder einen warmen Wintermantel an? Frage ich lieber die Omi oder den Typ im Anzug, ob sie mich in der Schlange an der Supermarktkasse vorlassen?
Dabei denken wir häufig in Kategorien: „Karrieretypen denken nur an sich, darum lässt der Mann im Anzug mich niemals vor.“

Ohne solche Kategorisierungen wären wir unfähig, unseren Alltag zu meistern, denn zu viele Informationen müssten immer wieder aufs Neue verarbeitet und bewertet werden. Durch eine Stereotypisierung werden komplexe Situationen vereinfacht und bestimmte Merkmale generalisiert. Stereotype sind erst einmal wertneutral, Vorurteile sind meistens negativ besetzt. Aus Erfahrung wissen wir: Regenwolke am Himmel bedeutet: besser Regenjacke anziehen. Bleibt der Regen dennoch aus, ist das egal. Schwierig wird es, wenn wir Menschen stereotypisieren. Wenn wir die „Schublade im Kopf“ zu schnell schließen, laufen wir Gefahr, Menschen mit Vorurteilen zu begegnen.

Verzichten wir jedoch vollkommen auf eine Stereotypisierung, werden wir uns in unserem Alltag nicht mehr zurechtfinden. Sich der eigenen Stereotype bewußt zu werden, dazu kann die folgende Methode beitragen.

Das Mal / Knick Spiel

Material: Stifte und Papier für alle, Karteikarten

Zeit: 30 Minuten

Vorbereitung: Schreibt folgende Begriffe auf Karteikarten: Däne/ Russe/ Chinese/ Tussi/ Wohnungsloser/ Oma/ Baby/ Koch/ Clown

Ablauf: Verteile nun die Karteikarten so, dass möglichst wenige Personen die gleichen Begriffe wie ihre Sitznachbarn haben (es ist aber auch nicht schlimm, wenn es sich doppelt.) Alle haben einen Stift und ein Blatt Papier. Schaut Euch die Begriffe an, ohne dass die Nachbarn sehen, was auf den Karten steht.

Nun malt ihr den Begriff oben auf das Papier (Achtung: nicht zu groß malen). Sind alle mit diesem Schritt fertig, werden die Zettel an die jeweiligen Sitznachbarn im Uhrzeigersinn weitergegeben. Diese überlegen nun, was dort gemalt ist und schreiben dieses als Wort unter das Gemalte. Nun knicken alle das Gemalte nach hinten um, so dass nur der geschriebene Begriff zu sehen ist. Jetzt wird der Zettel wieder im Uhrzeigersinn weitergegeben und der Begriff wird von den Sitznachbarn wieder gemalt. (Das, was zu allererst gemalt wurde, ist jetzt natürlich nicht mehr sichtbar.). Weiter geht’s: Gemaltes umknicken, weitergeben und schreiben…Das Spiel endet, wenn der Erste das Blattende erreicht hat. Jetzt falten alle die Blätter auf und schauen, wie sich der ursprüngliche Begriff verändert hat.

Schaut Euch nun an, welche Begriffe sich stark verändert haben.

  • Welche sind direkt erkannt und treffsicher gezeichnet worden? Warum?
  • Seid ihr Klischees auf den Leim gegangen? Haben Euch die Klischees hier vielleicht geholfen?

Text: Noemi Barrawasser
youngcaritas Frankfurt

Diese und weitere Methoden findet Ihr im Arbeitsheft „Die Mehrzahl von Heimat“ der youngcaritas Frankfurt.

Die Mehrzahl von Heimat

 

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