Wählen! Nur wen?

Band aus Politikern

Wenn der Tag der Wahl näher rückt, stellt sich nun endgültig die Frage: Wen wählen?

Um einen Überblick zu bekommen für was welche Partei steht, gibt es eine Reihe von Seiten:

Wahl-O-Mat

Wahl-O-Mat32 von 33 Parteien haben die Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet. Du kannst deine Standpunkte mit den Antworten der Parteien vergleichen.
Der Wahl-O-Mat ist ein Informationsangebot der Bundeszentrale für politische Bildung.

www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2017/

 

DeinWal

Logo deinwal - winkender WalHier kannst du die Abstimmungen im Bundestag der letzten Legislaturperiode nachspielen, in der Auswertung siehst du, welche Parteien in deinem Sinne abgestimmt haben.

Hier sagen die Parteien nicht, wie sie zu einem Thema abstimmen würden — hier zählt, wie sie zu einem Thema abgestimmt haben!

Erstellt wurde die Seite von zwei Privatpersonen.

deinwal.de/home

Sozial-O-Mat 2017

Die Standpunkte der sechs großen Parteien zu den sozialen Themen der Bundestagswahl 2017 im Vergleich, außerdem eine Übersicht welche Auswirkungen die politischen Entscheidungen auf das Leben von einzelnen Menschen haben.
Ein Angebot der Diakonie zu den Themen Familie, Armut, Pflege und Flucht.

Digital-O-Mat

Digitale Politik in 12 Klicks! Was sind die jeweiligen Positionen der Parteien zu wichtigen digitalen Themen? 12 Positionen im Digital-O-Maten für sich selbst bewerten und erfahren, mit welcher Partei die Übereinstimmung wie groß ist. Anbieter sind Organisationen, die sich für digitale Bürgerrechte einsetzen.

Außerdem (ohne Gewähr!):

WahlSwiper

Abbildung mobiltelefoneDie App funktioniert nach dem Prinzip der Dating-App Tinder: Stimmt der User der Position einer Partei zu, wischt er nach rechts, lehnt er die Position ab, nach links. Hat er keine oder eine neutrale Meinung, kann er die Frage überspringen. Entwickelt wurde das Projekt von der Firma MOVACT, nach ihrer Darstellung von jungen Menschen für andere junge Menschen.

Ob sie dich tatsächlich mit „deiner Partei“ matcht und wem sie deine Daten verkauft, wissen wir nicht.

www.wahlswiper.de

Musik-O-Mat

Band aus PolitikernDie Firma Deezer hat Politiker*innen nach ihrem Musikgeschmack gefragt. Das Ergebnis kannst du am Ende teilen.

Ob das ein sinnvolles Kriterium ist, überlassen wir jetzt mal völlig Dir 😉

musik-o-mat.com/

 

Die Zeitschrift Spiegel hat auch eine Übersicht zusammen gestellt, auf der zusätzlich diese beiden sind:

Digital-Thesen-Check (von D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt, laut Spiegel SPD-nah)

Agrar-O-Mat (von der Zeitschrift agrar heute)

Wer lieber Videos schaut: Einen Beitrag des Morgenmagazins vom 06.09.2017 auf Facebook findet Ihr hier.

Wählt Menschlichkeit

Am 24. September wählen WIR eine neue Regierung. Deine Stimme zählt!

Mit der Kampagne „Wählt Menschlichkeit“ will die Caritas in Deutschland dazu beitragen, dass möglichst viele sich Gedanken um unser Zusammenleben machen und an der Entscheidung aktiv mitwirken, in welchem Land wir in Zukunft leben möchten.

Franzi von der youngcaritas Mannheim wählt Menschlichkeit
Franzi von der youngcaritas Mannheim wählt Menschlichkeit

Auf der Website www.waehltmenschlichkeit.de kannst Du:

  • ein Foto mit Deinem Statement „Ich wähle Menschlichkeit hochladen“
  • rausfinden, wie richtig Dein Baugefühl zu zehn aktuellen Wahlkampf-Themen ist
  • zu den Themen Migration – Integration, Arbeit, Europa, Bildung und soziale Gerechtigkeit weitere Infos finden
  • Dein Profilbild bei Facebook mit dem Statement „Ich wähle Menschlichkeit“ versehen und
  • die zahlreichen Diskussionen auf den Social Media-Kanälen verfolgen und mitdiskutieren.

 

 

 

 

 

Zusätzliche Aktionen zu „Wählt Menschkeit“ sind:

Denkzettel für die Politik

Hetze geht uns auf den Keks!

Hintergrundinfos zur Kampagne gibt es unter anderem hier.

 

 

 

Denkzettel für die Politik

„Haben Sie das Gefühl, die Politik hört nie wirklich zu?“ Die Caritasverbände im Osten Deutschlands haben dazu die „Aktion Denkzettel“ gestartet.

Am 24. September wird ein neuer Bundestag gewählt. „Wollten Sie der Politik immer schon mal einen Denkzettel erteilen?“ Bei der Aktion “Denkzettel” wollen Caritasverbände aus dem Osten Deutschlands von den Leuten wissen, wo der Schuh drückt, was sie denken und was sie von der Politik erwarten.

Auf der Seite www.caritas-denkzettel.de könnt Ihr eintragen, was Ihr der Poltik mitgeben wollt.

Coolste Aktion: Eine 79-jährige Rentnerin hat einen Brief geschrieben, weil sie kein Internet hat. Sie schreibt:

„Zunehmender Werteverfall – mangelndes Mitgefühl, vor allem mit Flüchtlingen, die im Mittelmeer ertrinken. Wichtig ist nur die Bekämpfung der Schleuser. Gibt es noch andere Wege, d. h. sichere Wege für die Flüchtlinge?

Mangelnde Sorge um den Erhalt der Schöpfung. Der Klimawandel schreitet voran und die Folgen sind abzusehen wie zum Beispiel Flüchtlinge.“

Das finden wir mega-genial!

 

Jugend Rettet

Im März 2017 war ich im Rahmen meines FSJs bei youngcaritas Deutschland mit 20 FSJlern auf einem fünftägigen Seminar zum Thema „Flucht und Asyl – Situation von Geflüchteten in Deutschland“. In einem Skype Call sprachen wir mit Adrian von „Jugend Rettet.“

Im Seminar lernten wir einiges über die Rechte und Pflichten, die man als Geflüchtete(r) und als Asylbewerber(in) hat. Auch lernten wir viel über die Statistiken und Gründe der Flucht. Doch vor allem hatten wir die Möglichkeit mit Menschen zu reden, die mit Geflüchteten arbeiten.

Es gab vier Freiwillige mit denen man sich verabreden konnte. Meine Gruppe entschied sich für den skype call mit Adrian aus Malta! Er ist ein Mitglied von Jugend Rettet und bot an, uns für 45 Minuten Frage und Antwort zu stehen um uns den Verein und seine Arbeit dort näher zu bringen. Wir alle haben noch nie zuvor von „Jugend Rettet“ gehört und wollten diese Gelegenheit somit unbedingt nutzen.

Von Freiwilligen gegründet

Was mich wirklich sehr beeindruckt hat ist, dass der Verein von Freiwilligen gegründet wurde und in deren Semesterferien und Urlaub betrieben wird. Ihr Schiff „Iuventa“ war anfangs ein Fischereifahrzeug, das sie mit Privatspenden erworben und zu einem für die Rettung aus Seenot tauglichen Schiff umgebaut haben. In Berlin schlägt das Herz des Vereins. Dort arbeitet das Kernteam Tag für Tag daran, die Missionen zu planen, den Verein bekannter zu machen und die Unterstützer(innen) untereinander zu vernetzen.
Daneben gibt es auch eine Vielzahl an Menschen, die tagtäglich an der Planung und Organisation beteiligt sind. Egal ob Malta, Köln oder Madrid – zusammen schafft der Verein es, über nationale Grenzen hinaus ein gemeinsames Projekt zu stemmen.

Die Crew engagiert sich vor Ort für Flüchtlinge in Seenot und jede(r) Einzelne riskiert sein / ihr Leben um Menschenleben zu retten, ohne etwas dafür zu verlangen!
„Ein Lächeln, gute Laune und die Tatsache, dass diese Menschen dem Tod entkommen sind, reicht uns schon als Dank“, sagte Adrian.

Wer mitmacht muss einiges aushalten können

Die Idee „Jugend Rettet“ zu gründen entstand bereits im Mai 2015. Im Vereinsregister befindet es sich seit dem 03.10 2015 und die erste Mission hatte das Team am 24. Juli 2016. Diese verlief unter dem Namen „Solidarity“, bei der 1388 Menschen gerettet werden konnten. So ein Einsatz dauert ca. zwei Wochen, in denen man durchgehend auf dem Meer ist: „Es erfordert also nicht nur körperliche sondern auch psychische Belastbarkeit, vor allem weil einige Missionen auch Verluste mit sich bringen,“ erläuterte Adrian.

Er hatte uns während des Gesprächs Dokumentarfilme hinterlegt, welche wir anschließend mit Spannung verfolgten.
Darin spielten vor allem zwei Themen eine sehr große Rolle: „Was genau ist Jugend rettet eigentlich?“ und „Wie kommt Jugend rettet bei den Menschen an?“.
Was aber auch thematisiert wurde und was auch wirklich durch die Videos und Bilder besser gezeigt werden konnte war: „Wie läuft so eine Rettung denn eigentlich ab?“.

„We are here to safe you“

Zuerst bekommt die Besatzung des Bootes per Funk eine Meldung (von der MRCC) von einer Sichtung eines oder mehrerer Flüchtlingsboote(s) mit genauen Koordinaten und dem Plan zur Vorgehensweise. Was aber auch vorkommen kann ist, dass andere Vereine wie z.B. „Sea Watch“ nach Unterstützung rufen oder dass „Jugend Rettet“ selbst ein Flüchtlingsboot in der Ferne mit Fernglas oder Radar entdeckt. Nach der Sichtung fährt ein kleineres Schnellboot, beladen mit mindestens drei Leuten vom Team und ausreichend Schwimmwesten, von der Iuventa aus zu den angegebenen Koordinaten des Flüchtlingsbootes. Dort angekommen werden diese mit beruhigenden Willkommensworten begrüßt: „We are here to safe you, ok? Everything is fine now!“. Die Schwimmwesten werden ausgetauscht und die Flüchtlinge werden auf das Schnellboot gebracht, das dann zurück zur Iuventa fährt. Sind es zu viele Flüchtlinge auf dem Boot, wird es vorsichtig mit einem Seil vom Schnellboot zur Iuventa gezogen.

Danach werden die Flüchtlinge nochmals von der Crew beruhigt, denn solange sie sich auf dem Gummi – oder Schlauchboot befinden stellt das eine hochgefährliche Situation für die Flüchtlinge selbst und auch für das Team dar. Es werden also in Ruhe die Menschen nacheinander auf die Iuventa gebracht, Verletze werden umgehend von Ärzten untersucht und es gibt Essen und Trinken für jede(n). Anschließend wird darauf gewartet, dass sich die italienische Küstenwache oder andere Rettungsorganisationen melden um die Flüchtlinge aufzunehmen und nach Europa zu bringen. „Dadurch wissen wir natürlich nicht, genau wie eben diese Flüchtlinge, wie es mit ihnen weitergeht, aber es geht uns auch einfach nur darum, dass diese Menschen nun nicht mehr Ertrinken müssen“, erklärte uns Adrian.

Es gibt viel Kritik im Netz

Doch nicht jede(r) feiert die Rettungserfolge des Vereins. Das Team muss sich viel Kritik und teilweise auch Hate auf ihren Social-Media-Kanälen anhören. Mit diesen gingen sie sowohl sachlich als auch strikt um:„Der Grundsatz des Teams lautet: Jeder Mensch hat ein Recht auf Rettung aus Seenot; und wer kann denn bitte daran Kritik ausüben, wenn Menschen gerettet werden die sonst sterben würden?“, erklärte uns Adrian. Jugend Rettet zeige, dass es möglich sei, etwas gegen das Sterben zu tun und fordert ein Seenotrettungsprogramm und die Entkriminalisierung von Flucht und flüchtenden Menschen. Außerdem sei es die gesetzliche Pflicht Menschen die in Seenot sind zu retten, wenn man diesen begegnet. Auch müsse laut Adrian den Leuten klar werden: „Niemand flüchtet einfach so, z.B. weil er es in einem anderen Land schöner haben könnte. Menschen flüchten, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sehen, als die Flucht anzutreten und es gibt auch kein Zurück mehr.“

Es war spannend zu erfahren, wie es einem Menschen aus dem Team ergeht, was er über die Arbeit des Vereins denkt und wie er mit schwierigen Situationen umgeht. Auch spannend zu erfahren war, dass Jugend Rettet ein sogenanntes Botschafter(innen) Netzwerk aus über 100 Menschen aufgebaut hat. Als wir nachfragten erklärte uns Adrian: „Als Botschafter(in) diskutiert man über politische Lösungen und gestaltet die Forderungen des Vereins mit. Außerdem macht man Jugend Rettet in seinem Ort bekannt!“.

Respekt für diesen Einsatz!

Was mich jedoch zum Staunen gebracht hat und immer noch tut ist recht simpel: Wenn ich daran denke mich für Flüchtlinge zu engagieren, dann würde ich doch niemals auf die Idee kommen ein Schiff zu kaufen um somit Menschen aus dem wohl gefährlichstem Gewässer der Welt zu retten. Ich würde wahrscheinlich rein aus Bequemlichkeit nach etwas in meiner Nähe suchen.
Es ist einfach bemerkenswert, dass man sich so für diese Menschen in Not einsetzt, weil man nicht mehr nur zusehen kann. Aktiv an „vorderster Front“ zu stehen und sich solch physischer und psychischer Belastung auszusetzen verdient meinen tiefsten Respekt!

Auch nach dem skype-call beschäftigten wir uns noch weiterhin mit Jugend Rettet, sowas geht einem halt auch nicht mehr so schnell wieder aus dem Kopf!

Zurzeit kämpft das Team darum, die Iuventa wieder aus dem Hafen von Trapani zurückzubekommen. Sie wurde nämlich dort festgesetzt, weil Tatbedacht besteht, dass der Verein mit den sogenannten Schleppern zusammenarbeitet. Es wurden Bilder und Audiodateien veröffentlichen, welche diesen Verdacht bestätigen sollen. Diese sind aber laut Jugend Rettet aus dem Kontext gerissen und auf genanntem Bild sei zwar eine Außeninstanz zu sehen, diese sei aber die sogenannten „Engine Fisher“, welche meist bewaffnet Motoren von Flüchtlingsbooten abbauen würden um damit mit z.B. Schleppern zu handeln. Da die Crew unbewaffnet sei, habe diese also keine andere Wahl als sich friedlich zu verhalten und die Situation zu beobachten. Sie seien keine Organisation, die gegen solche Leute und auch Schlepper vorgehe, sie seien einzig und allein auf das Retten von Menschen auf dem Meer aus und momentan werde sie genau daran gehindert.

„Seenotrettung is not a crime!“

Bei der Kritik und dem Hate steckt aus meiner Sicht die Angst vor den Folgen von Migration dahinter und nicht die Taten des Vereins. Es werden teilweise rassistische und rechtsextreme Kommentare geäußert, statt sachlich diskutiert. Diese Menschen nutzen die Situation aus, um Radau zu machen. Es handelt sich bei den Anschuldigungen um Vermutungen, die bisher noch nicht bewiesen wurden!

Jugend Rettet setzt sich für Menschen in Seenot ein und erfüllt dadurch einzig und allein ihre humanitäre Pflicht. Dass sie dadurch die Arbeit der Schlepper begünstigen stimmt, aber die Flüchtlinge ertrinken zu lassen ist unmenschlich!

Wer sich jetzt fragt wie man helfen kann, der sollte unbedingt die website von Jugend Rettet besuchen und im Netz die Botschaft „Seenotrettung is not a crime!“ verbreiten.
Ich hoffe jedenfalls, dass sie bald wie gewohnt weiter gute Taten vollbringen und Menschen für Seenotrettung begeistern können.

Bastian Weber, Freiwilligendienstleister youngcaritas Deutschland