Suffizienz

Die Ressourcen sind endlich, doch wir verbrauchen drei mal mehr, als der Planet regeneriert. Wir stoßen viel CO2 aus, mit dramatischen Folgen für das Klima und Arten sterben in rasantem Tempo aus.

Soweit, so klar. Und traurig. Was kann man tun, um das zu ändern?

Der Begriff Suffizienz bedeutet „ausreichen“ oder „genügen „. Suffizienz ist neben Effizienz und Konsistenz eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das meint: Wege, wie man es schafft, so zu wirtschaften, dass die Umwelt und das Klima nicht überlastet und zerstört werden.

  • Effizienz

= bedeutet besser produzieren

Technische Lösungen helfen, mit weniger Energie und weniger Material mehr Leistung zu bringen. Zum Beispiel: LED-Lampen statt Glühbirnen, neue Automotoren oder Kühlschränke, die sparsamer sind.

Knackpunkt: der Rebound-Effekt Weil man ja Verbrauch spart, werden mehr Lampen eingesetzt, größere Autos und größere Kühlschränke produziert. Am Ende wird mehr verbraucht als vorher …

  • Konsistenz 

= bedeutet anders produzieren

Man sucht Technologien und Stoffe, die weniger schädlich sind. Zum Beispiel: Erneuerbare Energien (Strom, Wind) statt fossile Energien (Kohle, Öl, Gas). Knackpunkt am Beispiel Autos: Auch Elektro-Autos sind schädlich: giftige Gewinnung der Rohstoffe, Energie für die Herstellung und das Fahren …

  • Suffizienz

= bedeutet weniger produzieren und konsumieren

Bedürfnisse werden an sich hinterfragt. Ziel: den Bedarf an Ressourcen bewußt zu reduzieren, bis er das „rechte Maß hat.“Beispiele: Seltener fahren – weil man öfter im Home-Office arbeitet. Kürzere Wege – Stadtteile so gestalten, dass der Laden ums Eck ist.

Knackpunkt: Viele verbinden Wohlstand und Lebensqualität damit, wie viel man von was besitzt. Weniger Konsum wird als Einschränkung oder Rückschritt wahrgenommen.

Beispiele wie es sein könnte

  • nutzen statt besitzen

Wer ein Werkzeug braucht, geht nicht in den Baumarkt und kauft eines, sondern in die öffentliche „Bibliothek der Dinge“ und leiht es aus.

  • reparieren statt neu kaufen

Produkte sind so designed, dass sie lange halten und repariert werden können. Es gibt Ersatzteile und Anleitungen. Dazu sind Hersteller gesetzlich verpflichtet. Reparieren lernt man schon in der Schule.

Eine Kultur des „Weniger ist mehr“

  • Entschleunigung
  • Entflechtung
  • Entkommerzialisierung
  •  Entrümpelung

Aber was war eigentlich mit diesem Typen auf dem Beitragsbild?

Menschen, die über viel Geld verfügen, verursachen zigfach mehr CO2-Ausstoß, als Menschen mit wenig Geld. Suffizienz, die Frage nach dem „richtigen Maß“, zielt auf klimagerechtes Verhalten – gerade bei denen, die viel verschmutzen.

 

CO₂-Fußabdruck

Vom CO₂-Fußabdruck hat mittlerweile bestimmt jede:r schon mal gehört. Dabei handelt es sich um ein Messinstrument, das zeigt, wie viele klimaschädlichen Spuren ein Mensch auf der Erde hinterlässt. In Deutschland verursacht jede Person im Durchschnitt 11 Tonnen CO₂ pro Jahr, in Uganda zum Beispiel 0,1 Tonnen CO₂.

Auf verschiedenen Seiten im Netz finden sich bereits zahlreiche Selbsttests. Mit ein paar wenigen Angaben beispielsweise …

  • zur Mobilität
  • zum Stromverbrauch
  • zur Ernährung
  • zum Konsumverhalten

…können sich Nutzer:innen ihren persönlichen CO₂-Fußabdruck berechnen lassen und sehen in welchen Bereichen sie wieviel CO₂ verursachen und wie sie im Vergleich abschneiden.

Die Grundidee hinter dem CO₂-Fußabdruck kam dem Schweizer Studenten Mathias Wackernagel 1994. In seiner Doktorarbeit entwickelte er den ökologischen Fußabdruck. Wackernagel wollte den ökologischen Fußabdruck nicht auf den einzelnen Menschen anwenden, sondern berechnen, wie klimaschädlich ganze Städte und Länder leben und wirtschaften.

Die Mineralölgesellschaft BP nutzte die Idee des ökologischen Fußabdrucks und startete 2004 eine große Werbekampagne zum individuellen CO₂-Fußabdruck. Ziel war es, den Eindruck zu erwecken, dass die Verantwortung für die Klimakrise bei den einzelnen Menschen liegt. Die Botschaft lautete: Die Konzerne können nichts dafür, wenn die Bevölkerung sich unökologisch verhält – es ist quasi der Wille des Volkes.

Die Folge war, dass zu wenig im Klimaschutz passierte. Die Politik handelte nicht. Doch der/die Einzelne kann nur einen Teil selbst ändern. Ohne entsprechende öffentliche Infrastruktur, Gesetze, Regeln und Angebote, ist es für den/die Einzelne schwer sich anders zu verhalten. Es sind umwälzende Veränderungen durch die Politik nötig, um in Bereichen wie dem Verkehr oder der Wirtschaft Emissionen zu senken.

Gegenentwurf: Der ökologische Handabdruck

Auch wenn der CO₂-Abdruck zeigt, in welchen Bereichen man Emissionen einsparen müsste, bleibt man als Einzelne:r recht machtlos zurück. Um dem entgegenzuwirken wurde 2007 vom Centre for Environment Education in Ahmedabad in Indien der ökologische Handabdruck ins Leben gerufen. Dieser soll Verhalten sichtbar machen, das sich positiv aufs Klima auswirkt, zum Beispiel weil man andere motiviert mitzumachen, oder weil man dadurch Regeln ändert. Zwar ist der Handabdruck in seiner Messbarkeit noch nicht ganz genau, doch macht er definitiv Laune, sich fürs Klima einzusetzen.

Der CO₂-Fußabdruck ist trotzdem hilfreich: Wenn wir wissen, dass wir künftig auf 2,3 Tonnen (statt 11 Tonnen) pro Person kommen müssen, um das 1,5 Grad Ziel zu schaffen, wird deutlich, wieviel zu tun ist und wir können Forderungen formulieren.

 

Lützi bleibt! Was passiert gerade in Lützerath?

Lützerath ist ein Dorf in Nordrhein-Westfalen und liegt im rheinischen Braunkohlerevier am Tagebau Garzweiler II – nördlich von Köln und Aachen. Das Energieunternehmen RWE, das Braunkohle fördert, hat das Dorf gekauft.

2006 begannen sie mit der Umsiedlung der ursprünglichen Einwohner:innen. Inzwischen sind fast alle von ihnen weg. Seit ca. zwei Jahren wird das Dorf von Aktivisti besetzt.

Warum wird Lützerath besetzt?

Neben dem Dorf wird bereits abgebaggert. Unter Lützerath liegen besonders große Mengen an Braunkohle. RWE will das Dorf abreißen, um die darunterliegende Kohle zu fördern.

Das hätte schlimme Folgen für das Klima!

Warum ist Kohlekraft so schädlich fürs Klima?

Kohle als Energieträger stößt am meisten CO₂ aus. Braunkohlekraftwerke emittieren zum Beispiel zwischen 900 und 1200 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde. Das ist drei- bis viermal soviel wie ein modernes Gaskraftwerk.

Darum ist es wichtig, schnell und wirksam aus der Förderung und Verbrennung von Kohle auszusteigen.

Die Kohle unter Lützerath ist laut Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nicht notwendig für die deutsche Energiesicherheit.

ABER: Sie sorgt für so viel CO2 Ausstoß, dass wir unsere Verpflichtungen zum Pariser Klimaabkommen und damit die 1,5 Grad Grenze nicht mehr einhalten können.

Deal der Politik

Die Wirtschaftsministerien in Bund und NRW einigten sich mit RWE auf einen vorgezogenen Kohleausstieg in NRW bis 2030 statt 2038. Allerdings darf RWE vorher deutlich mehr Emissionen als bisher geplant ausstoßen.

Fünf andere Dörfer in der Umgebung von Garzweiler sollen erhalten bleiben – aber Lützerath soll abgerissen werden.

Das Argument ist, dass die Kohle, die unter Lützerath liegt, zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise dient. Doch soll diese Kohle laut RWE in den nächsten drei Jahren gar nicht angefasst werden.

Was passiert aktuell?

Die Aktivisti wollen mit ihrer Besetzung das Dorf retten und so den Abbau der Braunkohle unter Lützerath stoppen. Sie fordern neu zu verhandeln und Alternativen zu suchen!

In den vergangenen Wochen kamen immer mehr Aktivisti nach Lützerath und errichteten Barrikaden und Zäune um das Dorf herum.

Am 10. Januar begann die Polizei damit, einige Barrikaden zu entfernen. Ziel der Aktivisti ist es, die Räumung zu verhindern. Gefordert wird, zu prüfen, ob die Räumung laut Grundgesetz rechtens ist …

Was kannst Du tun …

Nach Lützerath fahren!

Am 14.01 findet dort in Lützerath um 12 Uhr eine Großdemonstration statt.

An Demos in Deiner Nähe teilnehmen!

Die Termine findest Du hier

Geld- und Sachspenden

Mit diesen können die Aktivisti vor Ort neue Aktionen planen. Spendeninfos findest Du hier.

Auf Lützerath aufmerksam machen:

Sprich mit Deiner Familie und Deinen Freund:innen, teile Beiträge auf Social Media, informiere dich, ….

Hier findest du aktuelle Infos

Newsticker des WDR

Webinar von Fridays for Future u.a. mit Claudia Kempfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. 

Offizielle Seite der Bewegung „Lützerath lebt“: www.luetzerathlebt.info

 

Abwarten und Tee trinken?

Wir bei youngcaritas haben uns in letzter Zeit viel mit der Klimakrise 🌏 beschäftigt. Mit einer neuen Postkarte versuchen wir das Spannungsfeld zu beschreiben, in dem wir uns dabei befinden: Viele der Infos zur Klimakrise sind beängstigend, sie lassen uns oftmals traurig, ohnmächtig oder wütend zurück.
😔

Abwarten und Tee trinken

Eine Reaktion kann sein, sich davor schützen zu wollen und weniger Nachrichten zu lesen. Doch gleichzeitig ist abwarten keine Option.
Wir können jetzt noch etwas ändern!

Darum starten wir mit Selbstfürsorge.🤗
An den Adventssonntagen haben wir zum Beispiel unter goodvibesonly auf Instagram dazu gepostet.
Ein weiterer Schritt: Unsere Klimagefühle wahrnehmen und darüber sprechen. Leute finden, mit denen wir gemeinsam aktiv werden können.

Und herausfinden, was wir denn wirklich tun können und wie wir unsere Kräfte gut einsetzen, um wirksam etwas für mehr Klimagerechtigkeit zu bewegen. Mehr große Hebel in Bewegung setzen, statt in vielen kleinen Öko-Tipps zu versinken. 🌬
Bist Du dabei?
Unter www.youngcaritas.de/tee-trinken gibt es mehr Infos. 🫖🥠