Armut darf nicht bestraft werden!

Erinnert Ihr Euch an die Sendung vom ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann vor den Weihnachtsferien unter dem Titel „Fahren ohne Fahrschein: Unnötigste Straftat seit 1935“? Dort wurde die Aktion „Freiheitsfonds“ von Arne Semsrott vorgestellt, der Leute freikauft, die ohne Ticket gefahren sind und dafür im Gefängnis sitzen. Die Bündnis Freiheitsfonds hat heute eine Petition mit über 100.000 Unterschriften an die Justizministerkonferenz übergeben. Sie fordern darin die Entkriminalisierung von Fahren ohne Fahrschein und die Abschaffung von §265a! Wir unterstützen die Forderungen und erweitern diese auf sog Ersatzfreiheitsstrafen für alle Delikte, bei denen keine Personen zu Schaden gekommen sind

Im Koalitionsvertrag hat die Regierung festgeschrieben, die Regelung der Ersatzfreiheitsstrafen zu überprüfen, gerade ist ein Entwurf in der Abstimmung. Die Justizminister der Länder warten auf Bundesjustizminister Marco Buschmann.

Aus Gründen des Infektionsschutzes wurde die Inhaftierung während Corona zum Teil ausgesetzt. Ab 01. Juni 2022 müssen nun zum Beispiel Leute in Berlin wieder ins Gefängnis.

Wir fordern von den Justizministern der Länder die Ersatzfreiheitsstrafe bis zur endgültigen Entscheidung auszusetzen. Sie haben selbst erkannt, dass durch die Ersatzfreiheitsstrafe Leute in Haft landen, die da nicht hingehören. Nämlich Menschen, die kein Geld haben und auch sonst jede Menge Probleme (Sucht, Schulden, usw.). Um zu verhindern, dass sich die Situation dieser sowieso schon so belasteten Menschen noch weiter durch eine Inhaftierung verschlechtert, muss die Ersatzfreiheitsstrafe ausgesetzt werden!

Worum geht?

Menschen, die kein Geld für eine Fahrkarte hatten und deshalb schwarzgefahren sind, haben auch kein Geld die Geldstrafe zu bezahlen und müssen deshalb in Haft.

Über 90 Prozent aller Verurteilten zahlen ihre Geldstrafe – weil sie es können! Und weil sie nicht wollen, dass der Gerichtsvollzieher kommt und bei ihnen die Geldstrafe durch Pfändung vollstreckt. Bei Wirtschaftsdelikten ist es schon vorgekommen, dass die Firma die Geldstrafe bezahlt und als Aufwand von der Steuer abgesetzt hat. Doch wer wenig Geld hat, kann den Betrag nicht aufbringen, auch der Gerichtsvollzieher kann nichts pfänden und so landen rund 6 Prozent aller Menschen, die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, im Gefängnis.

Dafür müssen die Steuerzahler:innen aufkommen – 30 Tage Haft kosten 3.000 bis 6.000 Euro! Für ein Armutsdelikt wie Diebstahl oder Betrug in Höhe von 2,50 Euro. Die Vollstreckung steht in keinem Verhältnis zu dem wirtschaftlichen Schaden, der durch das Delikt entstanden ist und auch nicht zur Schuld!

Jede:r Zweite, der/die aktuell ins Gefängnis kommt, sitzt eine Ersatzfreiheitsstrafe ab, das sind 50.000 – 60.000 Menschen im Jahr.

Die Höhe des Tagessatzes zu dem Ersatzfreiheitstrafler:innen im Durchschnitt verurteilt werden, beträgt 16,50 Euro. Menschen, die am Existenzminimum leben, können dies nicht bezahlen. Es gibt in ihrem Leben keinen Konsum, den sie einsparen können. Kein Urlaub auf den sie verzichten können. Für Sozialleistungsempfänger:innen ohne ergänzendes Einkommen und Vermögen bedeutet dies, dass lediglich der Teil der Leistungen des Regelbedarfs, der für die soziale Teilhabe vorgesehen ist, für die Geldstrafe herangezogen werden sollte, d.h. maximal 3 Euro. Wir fordern daher den Tagessatz für Menschen am Existenzminimum auf maximal 3 Euro festzusetzen, dies ist der Betrag des sozio-kulturellen Existenzminimums – mehr darf nicht sein!

Hintergrundinfos

In der letzten Zeit gab es zu dem Thema eine ganze Reihe Berichte und Artikel – hier erfahrt Ihr mehr über das Thema:

https://www.zdf.de/gesellschaft/volle-kanne/volle-kanne-mit-mirja-boes-vom-31-mai-2022-100.html
(ab Minute 12 – Danke für den Link an Peter Ochsenkuehn)

https://taz.de/Ersatzfreiheitsstrafen-in-Berlin/!5857164/

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/mittagsmagazin/videos/schwarzfahren-100.html

https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/armutsdelikte-geldstrafen-haft-101.html

https://www.sueddeutsche.de/kultur/justiz-kauft-uns-unsere-gefangenen-ab-1.5583541?reduced=true

https://www.sueddeutsche.de/politik/schwarzfahren-gefaengnisstrafe-justiz-deutschland-1.5582047

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/wegen-schwarzfahren-im-knast-100.html

 

 

 

Klimakrise und Rassismus – hängt das zusammen?

Kostenloser Online-Workshop
Dienstag, den 22.03.2022 von 17:00 bis 21:00 Uhr.

Gibt es rassistische Diskriminierung in der Umwelt- und Klimabewegung?
Was ist die Rolle von Umweltbewegungen im globalen Süden und wie sind sie repräsentiert?
Beginnend mit dem Kolonialismus bis hin zu historischen Umweltbewegungen aus der ganzen Welt entdecken wir einen Zusammenhang. Auf dieser Reise durch die Zeit und Welt lernen wir mehr über Hintergründe und Wirkungen.
Und: Was hat das alles mit mir zu tun?

Freue Dich auf einen spannenden Workshop!

Die Referent:innen sind:

David Schupp
studiert Public Policy and Governance in Passau, ist in der Jugendarbeit in Stuttgart aktiv und hat Minorities United mitgegründet, eine Selbstvertretungsorganisation für rassismusbetroffene Menschen.

 

 

 

 

Annarina Kemnitz
hat Regionalstudien Afrika in Berlin und Interkulturelle Kommunikation in München studiert und führt Seminare zu interkultureller Kommunikation, Vielfalt und Nachhaltigkeit durch.

Beide arbeiten bei der Beratung Vielfaltsprojekte.

 

 

 

Den Workshop veranstalten

  • youngcaritas Oberberg,
  • youngcaritas im Erzbistum Köln und
  • youngcaritas Deutschland

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus.

Hier geht es zur Anmeldung.

Die Zahl der Plätze ist begrenzt.

Ukraine – Wohnung umräumen, Kühlschrank abtauen, langsamer fahren!

Was Du dieses Wochenende tun kannst!

Alle Infos, die uns erreichen vom Krieg Russlands gegen die Ukraine, sind schrecklich. Viele überlegen, was sie selbst tun können. Ukrainer:innen auf der Flucht und hier in Deutschland helfen, selbst Spenden und Spenden sammeln, auf Demos gehen, auf die richtigen Info-Quellen und auf Selbstfürsorge achten.

Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber immerhin, was Du weiterhin tun kannst: Du kannst dazu beitragen, dass weniger Geld aus Deutschland an Russland geht und dort den Krieg finanziert. “Für Kohle, Öl & Gas aus Russland überweisen EU & USA jeden Tag ca 700 Mio Dollar an Putin, auch heute noch”, schreibt Luisa Neubauer am 04.03.2022.

Denn: 50% unseres Erdgases, 36 % unseres Öls und über 50% unserer Steinkohle beziehen wir aus Russland (Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung). Diese fossilen Energieträger sind nicht nur klimaschädlich, sondern sorgen auch dafür, dass Deutschland von Russland abhängig ist und Russland weiterhin Geld von uns erhält.
Aktuell wird diskutiert, wie wir uns aus dieser Abhängigkeit lösen können.
Im Großen muss das die Politik tun, im Kleinen können wir aber durch Energie sparen beitragen, als Zeichen der Vernunft und Solidarität, wie Silvia Liebrich in der Süddeutschen schreibt.

Du kannst direkt jetzt, heute und in nächster Zeit selbst aktiv werden.
Wie das geht? Energie sparen! Und zwar ohne zu frieren!

Wohnung umräumen, Kühlschrank abtauen, langsamer fahren

Deine Heizung!

Fangen wir bei Deiner Wohnung an. Weißt Du, mit was Eure Heizung betrieben wird? Bei Dreiviertel der Deutschen ist es Öl oder Gas.

Prüfe also als Erstes folgendes:

  1.  Wie sehen Deine Heizkörper aus? Stehen da Möbel davor, hängt ein Vorhang drüber oder ähnliches? Das kostet Heizenergie. Räume Deine Heizkörper frei, so dass die Wärme ungehindert in den Raum kommen kann.

Es geht weiter mit der Heizung, da gibt es ganz vieles, was Du direkt tun kannst:

  1.  Heizkörper entlüften. Hast Du das diesen Winter schon gemacht? Dazu gibt es extra ein kleines Schräubchen. Alle Heizkörper einmal kurz voll aufdrehen und dann jeweils  mit dem Schräubchen die übrige Luft raus lassen (Achtung: Tropft, Becher drunter halten)
  2.  Wärmedämmung.
    Lebst Du in einem Altbau? Teste mal ob es kalt unter der Tür zieht oder ob die Fensterbank kalt ist. Dann hilft hier isolieren. Mit einer Decke oder Stoffresten. Du kannst auch aus alten Shirts eine Kälte-Stopper-Nudel häkeln.
    Auch hilfreich: Nicht alle Räume voll heizen und die Türen zwischen den Räumen schließen, schließlich muss es im Flur nicht so warm sein wie im Wohnzimmer.
    Nachts Vorhänge und Rollläden schließen, das hilft auch, damit nicht so viel Wärme verloren geht.
    Wenn Du da noch weiter einsteigen willst, gibt es zum Beispiel Isolierband im Baummarkt, das Du an den Türrahmen kleben kannst.
  3.  Heizungssteuerung.
    Es kommt darauf an, wie die Heizung bei Euch ist, aber manche haben eine Heizungssteuerung für die eigene Wohnung. Falls Du Dich mit der noch nie beschäftigt hast: Anleitung suchen (auf Papier oder im Netz) und prüfen, welche Programme eingestellt sind. Geht die Temperatur der Heizung nachts automatisch runter? Kannst Du sie manuell runter schalten, wenn Du länger nicht zuhause bist, zum Beispiel tagsüber? Kannst Du die Gesamttemperatur der Anlage beeinflussen und vielleicht reduzieren?

Solltest Du Dich weiter für das Thema Heizung interessieren: Bei älteren Anlagen kann man Energie sparen, wenn man den Heizungskeller putzt! Wenn dort nämlich viel Staub ist, funktioniert der Brenner schlechter. Oder man kann die Heizungsrohre isolieren.

 Nächste Stufe: Strom sparen

Da ein erheblicher Teil des Stroms nach wie vor mit Kohle und Gas erzeugt wird, lohnt auch das Strom sparen.
Als Erstes fällt einem da oft die Beleuchtung ein. Ja, es ist sinnvoll, das Licht auszumachen, wenn man nicht in einem Raum ist und LED-Lampen zu nutzen. Wenn man die aber hat, ist Licht nicht mehr so dramatisch. Spannender: Der Kühlschrank! Ist der nämlich vereist, braucht er viel mehr Strom. Daher Maßnahme für dieses Wochenende: Kühlschrank abtauen! Und gern auch mal messen, wieviel Grad Du im Kühlschrank hast und evtl. mit der Temperatur hoch gehen.

Außerdem: Einmal durch die komplette Wohnung laufen und alle Geräte anschauen, die Strom brauchen: Sind diese ständig am Netz? Das Handyladegerät, die elektrische Zahnbürste, der Fernseher, Bildschirm usw.? Überall wo was leuchtet auf alle Fälle. Auch überall, wo ein kleines Kästchen im Kabel zwischen Steckdose und Schalter am Gerät hängt, z.B. bei Stehlampen – das ist ein Traffo, der die Spannung runter regelt. Fass mal an, ob es warm ist, auch wenn das Gerät ausgeschaltet ist – dann zieht es Strom.

In diesen Fällen: Stecker ziehen – und evtl. demnächst abschaltbare Stecker oder Steckerleisten kaufen. Wenn Du länger weg bist, z.B. auch den Router ausstecken.

Weiter geht’s: Mobilität

Viele fordern gerade vor dem Hintergrund des Krieges ein befristetes Tempolimit, um den Spritverbrauch in Deutschland sofort deutlich zu reduzieren – wir erinnern uns: 36% unseres Öls.
Du musst nicht auf das Tempolimit warten, sondern kannst jetzt sofort damit anfangen: Fahr langsamer!

Bei einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter verbrauchst Du bei 160 km/h schon fast 10 Liter Sprit mehr als bei bei 100 km/h! Den niedrigsten Verbrauch erzielst Du, wenn Du je nach Strecke im möglichst höchsten Gang zwischen 60 und 90 km/h fährst, auf der Autobahn zwischen 100km/h und 120 km/h.

Außerdem: Keine schweren Sachen, die Du nicht brauchst, im Auto rumfahren, keine Dachgepäckträger, die haben mehr Luftwiderstand, das braucht auch mehr Sprit und außerdem den Reifendruck prüfen und ggf. erhöhen.

Mit Öffis und Rad fahren – falls möglich – ist es natürlich noch besser.

Mehr Tipps unter: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/sprit-sparen

Falls Du noch mehr Power hast: Werde Teil der Energiewende!

Hast du schon Öko-Strom? Der ist gar nicht so viel teurer. Jetzt ist der Zeitpunkt zum Wechseln.
Wenn Du noch weiter gehen willst, erkundige Dich nach Balkon-Solar oder Mieterstrom – damit kannst Du selbst Teil der Energiewende sein, Deinen eigenen Strom produzieren bzw. ins Netz einspeisen.

Weise Menschen in Deinem Umfeld wie Deine Familie darauf hin, bei der Heizung von Gas/Öl auf Wärmepumpen, Fernwärme usw. umzusteigen, sowie das Haus und die Fenster besser zu isolieren.
Da gibt es jede Menge Förderprogramme.
Frage bei Deinem Arbeitgeber, der Schule oder Uni nach, wie Ihr mehr Energie sparen könnt.
Setze Dich politisch für die Energiewende ein. Wie kann es mehr erneuerbare Energien in Deiner Region geben?
All das ist auch gut und dringend nötig für die Bewältigung der Klimakrise, jetzt aber dringender denn je.

Hier noch ein paar aktuelle Meldungen zum Thema Energie-Wende:
05.03.2022: Deutschland will Gasverbrauch schneller senken

04.03.2022: Die Freigabe der Ölreserven muss als Aufruf zum Sparen verstanden werden.

04.03.2022: Nur erneuerbare Energie schaffen Frieden

24.02.2022: Russland führt einen Energiekrieg mitten in Europa

Tipps zum Energie sparen:
www.stromspar-check.de/energiespartipps