Incels

Incel – wer, wie, was?

Der Begriff Incel besteht aus den englischen Wörtern involuntary (dt. unfreiwillig) und celibate (dt. sexuell enthaltsam). Incel ist die Selbstbezeichnung einer Internetgemeinschaft, die in den USA entstanden ist und aus Männern besteht. Ihre Ansicht: Sie müssen unfreiwillig ohne Geschlechtsverkehr oder eine romantische Beziehung leben. Dabei sind sie der Überzeugung, ein Recht auf Sex oder eine Beziehung zu haben.

Incels gehören zur Manosphäre. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk aus Foren und Webseiten mit antifeministischen und sexistischen Überzeugungen. In diesen männerdominierten Gemeinschaften ist besonders Frauenhass stark ausgeprägt.

Das Aussehen eines Menschen ist für Incels zentral. Sie sind von einer gesellschaftlichen Hierarchie überzeugt, in der die Männer ganz oben stehen, die gesellschaftlich als besonders männlich und attraktiv gelten und sexuell aktiv sind. Diese werden als Chads oder Alphas bezeichnet. Incels befinden sich dagegen aufgrund ihres Aussehens ganz unten in der Hierarchie.

Auch Frauen in zwei Gruppen aufgeteilt: Stacys und Beckys. Die Stacys sind attraktive, übermäßig feminine und unerreichbare Frauen. Beckys gelten als weniger attraktiv und sozusagen als durschnittlich. Incels sind der Überzeugung alle Frauen würden nach sexuellen/romantischen Beziehungen mit Chads streben. Sie selbst wären durch ihre physische Erscheinung von Natur aus benachteiligt, um Beziehungen mit Frauen einzugehen.

Incels tauschen sich online in unterschiedlichen Foren miteinander aus. Einer der zentralen Inhalte der Foren ist Hate Speech. Frauen werden für das Leid der Incels verantwortlich gemacht. Frauen seien ihrer Meinung nach von Natur aus böse, oberflächlich und von ihren Trieben geleitet. Neben frauenfeindlichen Kommentaren und der Verherrlichung von Gewalt gegen Frauen, finden sich in diesen Foren auch Aufrufe zu sexualisierter Gewalt bis hin zum Femizid.

Eine wichtige Rolle spielt die Täter-Opfer-Umkehr. Incels sehen sich selbst als Opfer des Feminismus und von Frauen generell. Neben Frauenhass herrscht in Foren auch unter den Incels ein toxischer Umgangston. Es kommt zu gegenseitigen Abwertungen und Demütigungen und sogar zum Aufruf zu Suizid.

Die Szene ist also nicht zu unterschätzen, denn bereits in den vergangenen Jahren gab es in den USA und auch in Deutschland Attentate, die Incels zugeordnet werden konnten. Bei dieser Einschätzung bleibt jedoch unberücksichtigt, dass sich viele deutschsprachige Incels in internationalen, englischsprachigen Foren aufhalten. Die Bundesregierung erklärte in diesem Jahr, dass von der deutschen Incel-Szene keine Gefährdung ausgehen würde.

Wie wir in den Slides gezeigt haben, sind toxische Männlichkeitsideale, hierarchische Geschlechtervorstellungen sowie Einsamkeit und Entfremdung große Themen, die Incel-Mitglieder betreffen und in einem ausgeprägten Hass gegenüber der Gesellschaft und insbesondere Frauen gipfeln. Anfeindungen und Demütigungen im Internet mit Incel-Bezug zählen zur digitalen Gewalt. Betroffene können sich in diesem Fall an HateAid wenden, die sich in diesem Beitrag auch mit Incels beschäftigen: https://bit.ly/3h50Hta

 

 

Klassismus

Kommen dir solche Sprüche bekannt vor?

  • „Hartz IV Empfänger:innen sind Sozialschmarotzer.“
  • „Obdachlose Menschen sind selbst schuld an ihrer Lage.“
  • „Leute, die studiert haben, wissen gar nicht, wie man im Berufsleben richtig anpackt!“
  • „Reiche Menschen müssen für nichts arbeiten!“
  • „Menschen mit wenig Geld kaufen doch alle im Discounter ein.“

Was ist überhaupt eine Klasse?

Beim Begriff Klassismus ist das Wort „Klasse“ zentral. Dabei werden Menschen in verschiedene Gesellschaftsgruppen (Klassen) anhand von Einkommen und Vermögen und/oder Bildungsgrad eingeteilt.

Die Einteilung nach Klassen ist eines von vielen Modellen. Häufig werden auch Begriffe wie Milieu oder Schicht benutzt, um die gesellschaftlichen Gruppen zu beschreiben.

Klassismus meint die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft und/oder ihrer sozialen Position.

Betroffen sind besonders Menschen, die „niedrigeren“ Gesellschaftsklassen angehören wie etwa: wohnungslose Menschen arbeitslose Menschen Menschen, mit niedrigem Bildungsabschluss oder ohne Ausbildung Menschen, die von drohender Armut betroffen sind.

Klassismus und Herkunft

Wir sind, wer wir sind.

Unsere Herkunft prägt uns – das wusste schon der französische Soziologe Pierre Bourdieu.

Unsere Position im sozialen Raum hängt von Einkommen, Bildung und auch Wohnort ab. Diese Strukturen bestimmen unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Ob ich in einem Plattenbau aufgewachsen bin oder in einer Villa – ob ich einen Hauptschulabschluss habe oder Abitur – es prägt meine Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse.

Ein Beispiel: Komme ich aus einer Familie mit geringem Einkommen, dann könnte ich mich beispielsweise in einem teuren Restaurant unwohl fühlen.

Klassismus und Abgrenzung

Niemand ist gerne arm… und niemand möchte arm werden.

Droht beispielsweise ein sozialer Abstieg, also das Abrutschen in eine niedrigere Klasse (beispielsweise bei drohendem Jobverlust), kann dazu führen, dass sich Menschen bewusst von eben dieser niedrigeren Klasse abgrenzen.

Vielen Menschen ist es wichtig, einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse anzugehören. Beispielsweise durch abwertende Sprache, das Tragen bestimmter Kleidung oder den Konsum ausgewählter Güter.

Klassismus und Medien

Mit Klassismus gehen negative Vorurteile über Menschen anderer Klassen einher, wie wir sie auf unserem Eingangsslide gesammelt haben. Diese Vorurteile werden durch die Medien reproduziert.

Dies geschieht beispielsweise in Sendungen wie „Frauentausch“, in der meistens Familien aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten aufeinander treffen und überspitzt dargestellt werden.

Klassismus ist außerdem oftmals Teil einer Mehrfachdiskriminierung (Stichwort Intersektionalität), hängt also eng mit Rassismus und Sexismus zusammen.

Wir kommen also wieder zu einem bereits bekannten Fazit: Wenn du nicht ein weißer, gesunder, heterosexueller, wohlhabender Mann bist, dann bist du nicht die Norm…

 

Misogynie

  • 2021 verdienten Frauen durchschnittlich 12 Prozent weniger als Männer.
  • Jede dritte Frau hat schonmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt.
  • „Frauen müssen nichts können, sondern sollen einfach nur gut aussehen“
  • „Frauen gehören in die Küche!“

All das sind Beispiele für Misogynie. Was ist das eigentlich?

Misogynie ist ein Begriff aus dem altgriechischen und wird meistens mit Frauenhass oder Frauenfeindlichkeit (misos = Hass + gyne = Frau) übersetzt. Bei Misogynie findet also eine Abwertung von Frauen statt. Sie sind weniger wert als Männer. Daraus geht eine Geschlechterhierarchie hervor, in der sich Frauen in einer in einer untergeordneten Position befinden.

Misogynie gibts schon lange und taucht bereits in der Antike bei Aristoteles auf: „Nur der Mann ist ein vollständiger Mensch. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist von Natur aus derartig, dass der Mann über der Frau steht, dass der Mann herrscht und die Frau beherrscht wird.“

Misogynie tritt in vielen verschiedenen Formen auf und bezieht sich nicht nur auf konkrete Äußerungen und Handlungen einzelner Personen. Misogynie beschreibt außerdem ein gesamtgesellschaftliches System, das nicht nur Frauen abwertet, sondern alles was als weiblich angesehen wird.

Misogynie kann so aussehen:

  • Die Arbeit von Frauen wird nicht oder geringer anerkannt. Frauen verdienen in vielen Bereichen für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer
  • Verachtung und Beleidigungen durch abwertende Sprache
  • Femizid: Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts
  • Autositze oder aber auch Medikamente sind auf den männlichen Körper ausgerichtet
  • Objektifizierung: Reduktion von Frauen auf ihren Körper
  • Körperliche und sexualisierte Gewalt

    Internalisierte Misogynie

    Misogynie passiert nicht nur zwischen Männern und Frauen. Denn wir leben in einem System, indem jede:r von uns Misogynie reproduziert und verinnerlicht – auch Frauen. Diese verinnerlichte Misogynie nennt sich dann internalisierte Misogynie.

    Internalisierte Misogynie von Frauen an Frauen zeigt sich beispielsweise, wenn auch Frauen Eigenschaften abwertend verweiblichen. Ein Beispiel wären folgende Sätze:

    „Frauen/Mädchen sind immer so überdramatisch.“

    „Ich bin nicht wie die anderen Frauen/Mädchen.“

    Hier wird die Geschlechtsidentität der Frau verallgemeinert und durch den Begriff „überdramatisch“ abgewertet. Mit dem zweiten Satz löst man sich von der „negativen Norm“ los und grenzt sich von allen anderen „überdramatischen Frauen“ ab.

    Fällt euch was auf? Bist du nicht ein heterosexueller, weißer, gesunder Mann, dann bist du nicht die Norm.

    Und spätestens jetzt wäre es Zeit sich mit Feminismus auseinanderzusetzen…