OK Boomer

  • „Hängen den ganzen Tag am Smartphone und sind nicht lebenstauglich.“
  • „Fürs Klima streiken und selbst dauernd neue Sachen kaufen.“
  • „So einfach wie ihr euch das vorstellt läuft das auf dieser Welt halt nicht“
  • „Ihr wisst doch gar nicht, wie es ist, sein Geld verdienen zu müssen!“

OK Boomer!

Klimakrise, Diversität, technologischer Fortschritt, Umweltverschmutzung…

Diese Themen treiben junge Menschen unter anderem um und dafür gehen sie zum Beispiel bei Klima-Streiks auf die Straße. Dabei fühlen sich viele junge Menschen von älteren Menschen in ihren Anliegen nicht ernst genommen. Beispiel dafür sind unsere Zitate oben.

Als Spruch der jungen Generation ging „OK Boomer“ 2019 als Meme im Netz viral. Dabei dient OK Boomer als Antwort auf Aussagen der Boomer, die von jungen Menschen oftmals als herablassend und überheblich wahrgenommen werden. Einfacher gesagt: OK Boomer ist eine Reaktion junger Menschen auf das Schubladendenken der Älteren. Dabei kann OK Boomer als ein ironisches „Ja ne, ist klar“ übersetzt werden.

Das Meme schaffte es sogar in das neuseeländische Parlament. 2019 hielt die damals 25-jährige Abgeordnete Chlöe Swarbrick eine Rede für Klimaschutz. Als ältere Abgeordnete durch Zwischenrufe auf ihr junges Alter hinwiesen, konterte sie mit OK Boomer. Zu den Themen, die von den Boomern kritisiert und lächerlich gemacht werden, gehören die Klimakrise und ihre Folgen neue Technologien Ungleichbehandlung von Minderheiten Wertevorstellungen der jungen Generation

Bei den Boomern handelt es sich um die Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis Mitte der 1960er Jahre geboren wurden. Diese Generation wird nach den angestiegenen Geburtsraten nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Baby-Boomer-Generation bezeichnet. OK Boomer ist ein Konflikt zwischen den Boomern und jungen Menschen, die zwischen den 80er und den 2000er Jahren geboren wurden (Generationen X,Y und Z).

Adultismus leitet sich vom englischen Begriff adult ab, was zu deutsch erwachsen bedeutet und ist eine Form der Altersdiskriminierung. Adultismus beschreibt ein ungleiches Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, indem beispielsweise junge Menschen aufgrund ihres Alters auf bestimmte Eigenschaften reduziert und nicht ernst genommen werden. Beispiele: Jugendliche seien faul, egoistisch und unerzogen.

Auf diese ungleichen Machtverhältnisse bezieht sich OK Boomer… 58 Prozent der Wahlberechtigten zur Bundestagswahl 2021 waren 50 Jahre und älter. Leute unter 30 waren weniger als neun Prozent der Stimmberechtigten. Krass, oder? Wichtige Positionen in Wirtschaft, Politik und Medien sind überwiegend mit Boomern besetzt. Die Sichtweise junger Menschen kommt dadurch deutlich weniger vor. Kurz gesagt: Junge Menschen werden nicht ausreichend repräsentiert!

OK Boomer ist nicht nur eine Reaktion auf die Diskriminierung, welche junge Menschen erfahren, sondern kann auch ältere Menschen diskriminieren.

Denn OK Boomer kann negative Altersbilder vermitteln – wie Engstirnigkeit, Rückständigkeit oder Überheblichkeit – und dadurch eine ganze Generation verallgemeinern. Außerdem ist wichtig zu betonen: Jede:r von uns kann ein Boomer sein. Denn auch junge Menschen können die Bommer-Einstellung vertreten und reproduzieren.

 

Ambiguitätstoleranz

„Die Nationalmannschaft hätte die „1 Love“-Binde tragen sollen – ein Statement abgeben zu wollen, ohne die Konsequenzen zu tragen, ist kein Statement.“

„Die WM ist ein Höhepunkt in der beruflichen Laufbahn der Spieler. Hätten sie wegen eines kleinen Symbols auf Chancen verzichten sollen? Es ist nicht Aufgabe der Spieler, die Fehler der FIFA auszubaden.“

Weißt du immer sofort, was richtig und was falsch ist, was gut und was böse ist? Wie gehst du damit um, wenn es verschiedene Meinungen in deinem Freundeskreis gibt? Kennst du solche Situationen, in denen sich Gegensätze gegenüber stehen? Wie geht es dir damit?

Die meisten Menschen fühlen sich wohler bei Klarheit, Eindeutigkeit und Sicherheit. Dabei werden wir meist mit dem Gegenteil konfrontiert …

Denn alles befindet sich in einem stetigen Wandel. Vieles ist nicht eindeutig, sondern vielschichtig – voller verschiedener Meinungen und Möglichkeiten aber auch Unsicherheiten. Wie man damit umgeht, beschreibt die Ambiguitätstoleranz.

Einfach immer direkt wissen, was Sache ist. Klingt gut, oder?

Das Wort Ambiguitätstoleranz leitet sich vom lateinischen Begriff „ambiguitas“ ab, was Doppelsinn oder Mehrdeutigkeit bedeutet. Ambiguitätstoleranz hat mit unserer Art und Weise zu tun wie wir mit verschiedenen Situationen und Informationen umgehen. Wer also ambiguitätstolerant ist, kann Widersprüche, Mehrdeutigkeiten und Unsicherheiten akzeptieren und aushalten.

Ambiguitätstoleranz ist situationsabhängig. Auch wenn wir mit einer mehrdeutigen Situation gut klarkommen, kann das in einer anderen Situation wieder ganz anders aussehen. Mehrdeutige Informationen können Spannungen auslösen, wodurch Menschen mit einer niedrigen Ambiguitätstoleranz eine unflexible, starre Haltung einnehmen. Sie denken häufig in eindimensionalen Mustern wie gut/böse, Freund/Feind, die kein Dazwischen dulden.

Ambiguitätstoleranz ist total wichtig für eine Demokratie. Gerade in neuen, ungewissen Situationen und Krisen wie der Corona-Pandemie, Kriegen oder der Klimakrise ist es unmöglich, eindeutige Prognosen aufzustellen. Viele Menschen können die Unsicherheiten schlecht aushalten. Gerade in solchen Krisenmomenten bietet der Populismus einen scheinbar leichten Weg, die innere Spannung zu mildern und Ambiguitäten zu umgehen…

… indem komplexe Themen stark vereinfacht und emotionalisiert oder ganz verneint werden. Das könnte so aussehen:

„Wir tragen doch nur einen kleinen Teil zur Klimakrise bei!“ „Jetzt sollen erstmal die anderen Länder aktiv werden!“

Dabei braucht eine Demokratie Pluralismus, denn es gibt jederzeit unterschiedliche Lebensentwürfe, Vorstellungen und Meinungen. Um als Gesellschaft zusammen zu leben und Probleme zu lösen, kommt man also gar nicht darum herum, Kompromisse einzugehen und Unsicherheiten auszuhalten.

Die gute Nachricht: Ambiguitätstoleranz kann von jedem Menschen trainiert werden. Und das zu tun ist wichtig! Beispielsweise durch eine vermehrte Beschäftigung mit Kunst und Kultur. Denn dadurch gelingt eine Konfrontation mit unterschiedlichen Sichtweisen und Werten, die von dem eigenen kulturellen Hintergrund abweichen können und die Vielfalts-Kompetenz fördern.

Neokolonialismus

Den Begriff Kolonialismus kennen die meisten wahrscheinlich aus dem Geschichtsunterricht. Deswegen gehts erstmal zurück zum Anfang. Was genau ist Kolonialismus und was hat das alles mit der Gegenwart zu tun?

Kolonialismus bezeichnet die Unterwerfung von Ländern durch andere Staaten beginnend im 15. Jahrhundert durch Spanien und Portugal. Einheimische wurden dabei gewaltsam vertrieben, getötet oder waren den Kolonialmächten unterworfen. Die Kolonialmächte konnten Rohstoffe und Arbeitskräfte erbeuten sowie Handelsgüter exportieren. Viele Kolonien erkämpften sich erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Unabhängigkeit.

Während der Kolonialismus die Ausbeutung und Unterwerfung der Einheimischen bezeichnet, bedeutet Imperialismus die Eingliederung von Ländern in den politischen und wirtschaftlichen Herrschaftsbereich eines anderen Staates. Beim Imperialismus wollen Staaten also ihren Einfluss ausweiten. Dabei fallen die eingenommenen Gebiete in eine wirtschaftliche, politische und kulturelle Abhängigkeit.

Viele frühere Kolonien im afrikanischen und südamerikanischen Raum sind auch heute noch von Industriestaaten Europas, den USA und auch China abhängig. Die Industriestaaten streben in diesen so genannten Entwicklungsländern wirtschaftlichen und politischen Einfluss an. Der politische Begriff für dieses Abhängigkeitsverhältnis ist Neokolonialismus.

Eine große Rolle spielen dabei multinationale Konzerne. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die ihren Hauptsitz meistens in einem Industriestaat haben. Die Konzerne verfügen über große technische und finanzielle Mittel, was es ihnen ermöglicht, noch in vielen weiteren Ländern Produktionsstandorte zu haben. Ein Beispiel ist der Konzern Shell, das weltweit größte Mineral- und Erdölunternehmen. Shell hat seinen Hauptsitz in England und verfügt über Sitze in 140 anderen Ländern. Dazu gehört auch Nigeria, wo Erdöl für Shell gefördert wird.

Wenn Entwicklungsländer eine schwache Wirtschaftslage, geringen Arbeitsschutz und korrupte Regierungen haben, macht es das multinationalen Konzernen leicht …

… Betriebe aufzukaufen und damit von günstigen Arbeitskräften zu profitieren.

… Ackerflächen für Exportware zu erwerben. Die Nahrungssicherung der Bevölkerung vor Ort wird dadurch gefährdet.

… Rohstoffe wie Erdöl oder Gold zu gewinnen.

Ein Beispiel dafür ist die Rodung des Regenwaldes in Brasilien

In Deutschland werden jährlich 50 Millionen Schweine geschlachtet und dafür wird der Regenwald gerodet – um Soja anzubauen. Denn für die Massentierhaltung wird Soja als Tierfutter verwendet. 2,5 Millionen Tonnen Soja aus Brasilien werden jährlich nach Deutschland importiert. 4,6 Millionen Hektar des Regenwaldes sind bereits Sojaanbauflächen.

Der Regenwald speichert riesige Mengen an Kohlenstoff. Wird er abgebrannt, wird dieser freigesetzt und verschärft die Klimakrise … Pestizide und Düngemittel, die für den Sojaanbau genutzt werden, gelangen durch Regen in die Erde und in Flüsse. Neben der Zerstörung des Lebensraumes vieler Tierarten sind auch Einheimische direkt betroffen, die ihre Heimat verlieren.

Zivilen Ungehorsam

Beim zivilem Ungehorsam unternehmen Menschen eine gewaltfreie, symbolische Aktion, die bewusst einen politischen bzw. rechtlichen Verstoß mit sich bringt. Bei rechtlichen Folgen sind sie bereit, die Konsequenzen zu tragen. Das Ziel ist, auf Missstände aufmerksam zu machen und eine Veränderung herbeizuführen. Ziviler Ungehorsam unterbricht alltägliche Abläufe und soll politische Diskussionen anstoßen.

Die Diskussion um den zivilen Ungehorsam ist uralt und kam schon in Schriften der Antike vor. Der amerikanische Philosoph Henry Thoreau prägte 1849 den Begriff des zivilen Ungehorsams in seinem Essay Civil Disobedience.Thoreau ging damals selbst in den Protest, indem er keine Steuern mehr zahlte, um seine Kritik an der Sklaverei sowie dem Krieg der USA mit Mexiko zu äußern.

Aktuelle Beispiele des zivilen Ungehorsams in Deutschland sind Aktionen von Klimaaktivisti. Es gab zwei Aktionen, bei denen Aktivisti die Glasscheiben vor Gemälden mit Lebensmitteln beworfen und sich dann festgeklebt haben. Aktivisti haben Straßenblockaden organisiert – diskutiert wurde, ob in Berlin einer verunglückten Radfahrerin zu spät geholfen werden konnte.

Die Aktionen der Klimaaktivisti brechen im Sinne des zivilen Ungehorsams Regeln und stören den Alltag. Ihr Argument: Der Schaden durch ihre Aktionen sei gering im Verhältnis zum Schaden durch die Klimakrise. Da der Großteil der Bevölkerung die Klimakrise verdrängt, ist ihr Ziel, auf die drohende Menschheitskatastrophe aufmerksam zu machen und Mitmenschen sowie die Politik zum Handeln aufzufordern.

Kritik an den Aktionen

Die Handlungen der Demonstrierenden seien undemokratisch, nicht angemessen und kriminell, so der Vorwurf. Sogar von Klima-Terrorismus ist die Rede. Bei den Straßenblockaden können Sicherheits- und Rettungskräfte bei ihrem Einsatz behindert und somit Menschen gefährdet werden. Ein Vorwurf lautet, die Aktivisti würden sich über die Mehrheit der Bürger:innen und den Rechtsstaat stellen.

Die Frage ist also: Sind die Handlungen der Aktivisti legitim, also rechtmäßig, oder nicht? Der Journalist Bernd Ulrich hat sich in einem Essay in der Wochenzeitung Die Zeit mit den aktuellen Aktionen der Klimaaktivist auseinandergesetzt. Er sagt: Damit die Aktionen der Aktivisti legitim sind, müssen zwei Kriterien des zivilen Ungehorsams nach dem Philosophen Jürgen Habermas erfüllt sein.

Aktionen sind legitim, wenn… (nach Jürgen Habermas)

Die Aktivisti sind bereit sich zu stellen. Das zeigt, dass sie den Rechtsstaat respektieren. Sie wollen die Mehrheit überzeugen, nicht aber das Ziel erzwingen. Das schließt Blockaden und Sachbeschädigung nicht aus, sagt Bernd Ulrich, darf aber nicht in einem „Erzwingungswettbewerb“ mit dem Staat enden – das wäre sonst wie Bürgerkrieg. Wichtig: Auch eine grundsätzlich legitime Aktion muss immer begründet und erklärt werden. Und, unbedingt erforderlich: Gewaltfreiheit!