Klassismus

Kommen dir solche Sprüche bekannt vor?

  • „Hartz IV Empfänger:innen sind Sozialschmarotzer.“
  • „Obdachlose Menschen sind selbst schuld an ihrer Lage.“
  • „Leute, die studiert haben, wissen gar nicht, wie man im Berufsleben richtig anpackt!“
  • „Reiche Menschen müssen für nichts arbeiten!“
  • „Menschen mit wenig Geld kaufen doch alle im Discounter ein.“

Was ist überhaupt eine Klasse?

Beim Begriff Klassismus ist das Wort „Klasse“ zentral. Dabei werden Menschen in verschiedene Gesellschaftsgruppen (Klassen) anhand von Einkommen und Vermögen und/oder Bildungsgrad eingeteilt.

Die Einteilung nach Klassen ist eines von vielen Modellen. Häufig werden auch Begriffe wie Milieu oder Schicht benutzt, um die gesellschaftlichen Gruppen zu beschreiben.

Klassismus meint die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft und/oder ihrer sozialen Position.

Betroffen sind besonders Menschen, die „niedrigeren“ Gesellschaftsklassen angehören wie etwa: wohnungslose Menschen arbeitslose Menschen Menschen, mit niedrigem Bildungsabschluss oder ohne Ausbildung Menschen, die von drohender Armut betroffen sind.

Klassismus und Herkunft

Wir sind, wer wir sind.

Unsere Herkunft prägt uns – das wusste schon der französische Soziologe Pierre Bourdieu.

Unsere Position im sozialen Raum hängt von Einkommen, Bildung und auch Wohnort ab. Diese Strukturen bestimmen unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Ob ich in einem Plattenbau aufgewachsen bin oder in einer Villa – ob ich einen Hauptschulabschluss habe oder Abitur – es prägt meine Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse.

Ein Beispiel: Komme ich aus einer Familie mit geringem Einkommen, dann könnte ich mich beispielsweise in einem teuren Restaurant unwohl fühlen.

Klassismus und Abgrenzung

Niemand ist gerne arm… und niemand möchte arm werden.

Droht beispielsweise ein sozialer Abstieg, also das Abrutschen in eine niedrigere Klasse (beispielsweise bei drohendem Jobverlust), kann dazu führen, dass sich Menschen bewusst von eben dieser niedrigeren Klasse abgrenzen.

Vielen Menschen ist es wichtig, einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse anzugehören. Beispielsweise durch abwertende Sprache, das Tragen bestimmter Kleidung oder den Konsum ausgewählter Güter.

Klassismus und Medien

Mit Klassismus gehen negative Vorurteile über Menschen anderer Klassen einher, wie wir sie auf unserem Eingangsslide gesammelt haben. Diese Vorurteile werden durch die Medien reproduziert.

Dies geschieht beispielsweise in Sendungen wie „Frauentausch“, in der meistens Familien aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten aufeinander treffen und überspitzt dargestellt werden.

Klassismus ist außerdem oftmals Teil einer Mehrfachdiskriminierung (Stichwort Intersektionalität), hängt also eng mit Rassismus und Sexismus zusammen.

Wir kommen also wieder zu einem bereits bekannten Fazit: Wenn du nicht ein weißer, gesunder, heterosexueller, wohlhabender Mann bist, dann bist du nicht die Norm…

 

Misogynie

  • 2021 verdienten Frauen durchschnittlich 12 Prozent weniger als Männer.
  • Jede dritte Frau hat schonmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt.
  • „Frauen müssen nichts können, sondern sollen einfach nur gut aussehen“
  • „Frauen gehören in die Küche!“

All das sind Beispiele für Misogynie. Was ist das eigentlich?

Misogynie ist ein Begriff aus dem altgriechischen und wird meistens mit Frauenhass oder Frauenfeindlichkeit (misos = Hass + gyne = Frau) übersetzt. Bei Misogynie findet also eine Abwertung von Frauen statt. Sie sind weniger wert als Männer. Daraus geht eine Geschlechterhierarchie hervor, in der sich Frauen in einer in einer untergeordneten Position befinden.

Misogynie gibts schon lange und taucht bereits in der Antike bei Aristoteles auf: „Nur der Mann ist ein vollständiger Mensch. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist von Natur aus derartig, dass der Mann über der Frau steht, dass der Mann herrscht und die Frau beherrscht wird.“

Misogynie tritt in vielen verschiedenen Formen auf und bezieht sich nicht nur auf konkrete Äußerungen und Handlungen einzelner Personen. Misogynie beschreibt außerdem ein gesamtgesellschaftliches System, das nicht nur Frauen abwertet, sondern alles was als weiblich angesehen wird.

Misogynie kann so aussehen:

  • Die Arbeit von Frauen wird nicht oder geringer anerkannt. Frauen verdienen in vielen Bereichen für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer
  • Verachtung und Beleidigungen durch abwertende Sprache
  • Femizid: Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts
  • Autositze oder aber auch Medikamente sind auf den männlichen Körper ausgerichtet
  • Objektifizierung: Reduktion von Frauen auf ihren Körper
  • Körperliche und sexualisierte Gewalt

    Internalisierte Misogynie

    Misogynie passiert nicht nur zwischen Männern und Frauen. Denn wir leben in einem System, indem jede:r von uns Misogynie reproduziert und verinnerlicht – auch Frauen. Diese verinnerlichte Misogynie nennt sich dann internalisierte Misogynie.

    Internalisierte Misogynie von Frauen an Frauen zeigt sich beispielsweise, wenn auch Frauen Eigenschaften abwertend verweiblichen. Ein Beispiel wären folgende Sätze:

    „Frauen/Mädchen sind immer so überdramatisch.“

    „Ich bin nicht wie die anderen Frauen/Mädchen.“

    Hier wird die Geschlechtsidentität der Frau verallgemeinert und durch den Begriff „überdramatisch“ abgewertet. Mit dem zweiten Satz löst man sich von der „negativen Norm“ los und grenzt sich von allen anderen „überdramatischen Frauen“ ab.

    Fällt euch was auf? Bist du nicht ein heterosexueller, weißer, gesunder Mann, dann bist du nicht die Norm.

    Und spätestens jetzt wäre es Zeit sich mit Feminismus auseinanderzusetzen…

Ableismus

Hattest du schonmal Mitleid mit Menschen, die nicht gehen, sprechen, hören oder sehen können? Dabei kann Ableismus eine Rolle spielen.

Es gibt gesellschaftliche Vorstellungen darüber, welche Fähigkeiten Menschen im Alltag haben sollen, wie etwa laufen, hören, selbstständig leben. Das Wort Ableismus ist dabei wichtig! Es stammt aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung und ist vom englischen „to be able“ (dt. fähig sein) abgeleitet. Man spricht Ableismus so aus: Äi-be-lis-mus.

Ableismus beschreibt die Bewertung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten. Beim Ableismus gibt es also einen körperlichen Idealzustand. Menschen, die durch Behinderungen oder chronische Erkrankungen davon abweichen, entsprechen nicht dem Ideal, sondern werden als minderwertig angesehen, als „das Andere“. Die Annahme, dass Menschen bestimmte Fähigkeiten besitzen müssen, um vollwertig zu sein, geht Hand in Hand mit Disableismus: die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung.

Es gibt unterschiedliche Formen von Ableismus:

Abwertender Ableismus: Beim abwertenden Ableismus werden Betroffene aufgrund ihrer Einschränkungen benachteiligt oder schlechter behandelt. Hier ein Beispiel: Frau L. sitzt im Rollstuhl. Als sie mit dem Bus fahren möchte, reagieren der Busfahrer und die Mitfahrenden genervt. Der Busfahrer sagt zu ihr: „Müssen sie ausgerechnet um diese Zeit mit dem Bus fahren?“

Aufwertender Ableismus: Beim aufwertenden Ableismus erleben Betroffene vermeintlich positive Rückmeldungen von ihren Mitmenschen. Hier ein Beispiel: Frau S. ist sehbehindert. Beim Einkaufen sagt der Kassierer zu ihr: „Wie toll, dass sie alleine einkaufen können, obwohl sie blind sind!“

Internalisierter Ableismus:  Internalisierter Ableismus geschieht dann, wenn Betroffene Diskriminierungen verinnerlichen und sich selbst in Frage stellen. Internalisierter Ableismus kann sich zeigen, indem bei Betroffenen Leistungsdruck entsteht sich Betroffene ausgeschlossen fühlen und sich zurückziehen Scham und Selbstzweifel erleben.  Einen tieferen Einblick in das Thema Internalisierter Ableismus gibts im Podcast „Die neue Norm“ vom Bayrischen Rundfunk.

Struktureller Ableismus: Ableismus wirkt aber auch strukturell. Das heißt durch strukturelle Hindernisse im öffentlichen Leben wird es Betroffenen erschwert, ein gleichberechtigtes Leben zu führen. Durch fehlende barrierefreie Zugänge (Rampen oder Fahrstühle) wird beispielsweise der Zugang zu öffentlichen Gebäuden erschwert. Aber auch fehlende Übersetzungen in Gebärdensprache oder Blindenschrift können Betroffene an der öffentlichen Teilhabe hindern.

Rebound-Effekt

Wenn Produkte und Dienstleistungen energieeffizienter werden, also weniger Energie in ihrer Nutzung verbrauchen, dann ist das doch eigentlich gut für Klima, oder? Der Rebound-Effekt sagt da etwas ganz anderes….

Wenn Produkte und Dienstleistungen zwar energieffizient sind, aber während ihrer Nutzung trotzdem mehr Energie verbraucht wird, dann wird das als Rebound-Effekt bezeichnet. Kurz: Trotz Effizienzsteigerung kommt es zu einer Zunahme des Energieverbrauchs.

Es gibt drei Arten des Rebound-Effekts:

  • Direkter Rebound-Effekt

Beim direkten Rebound-Effekt kommt es zu unmittelbaren Veränderungen im Nutzungsverhalten: Mark kauft sich einen PKW, der weniger Benzin pro Kilometer verbraucht als sein altes Auto. Dadurch, dass er jetzt pro Kilometer einen geringeren Benzinverbrauch hat, fährt er längere Strecken, was zu einem erhöhten Energieverbrauch führt.

  • Indirekter Rebound-Effekt…

Beim indirekten Rebound-Effekt wird das Geld, dass durch energieeffiziente Produkte und Dienstleistungen eingespart wird, anderswo für Energie ausgegeben. Jule nutzt seit einem Jahr den ÖPNV und verzichtet auf ein Auto. Das eingesparte Geld gibt sie für eine Flugreise nach Mexiko aus. 

Hier spielt „Moral Licensing“ eine große Rolle. Beim Moral Licensing rechtfertigen wir unmoralisches Handeln, indem wir dieses mit moralischem Handeln „aufwerten“. In unserem gerade genannten Beispiel rechtfertig Jule also ihre Flugreise dadurch, dass sie den ÖPNV nutzt. Moral Licensing könnte auch so aussehen: Lukas achtet beim Kauf auf regionale Bio-Produkte. Dann kann er es sich ja leisten, jeden Tag Fleisch zu essen… oder?

  • Gesamtwirtschaftlicher Rebound-Effekt

Zurück zum energieeffizienten Auto aus unserem ersten Beispiel: Mark ist nicht der Einzige, der sich ein energieeffizienteres Auto zulegen möchte. Steigt die Nachfrage, erhöht sich auch die Produktion, was zu steigendem Energieverbrauch führt. Durch die Einsparung der Energiekosten pro Kilometer, fahren alle mehr Auto, wodurch das Autofahren zugleich attraktiver wird als der ÖPNV und sich nachteilig auf das Klima und die Umwelt auswirkt.