Evakuiert die Lager!

Von den schrecklichen Zuständen in den Flüchtlingslagern auf Lesbos und der Untätigkeit der Politik, schreibt Emma Fohler in diesem Artikel. Hier könnt ihr auch erfahren, welche Aktionen es für die Evakuierung der Lager gibt und wie ihr euch einbringen könnt.

schmutziger, nasser Zeltinnenraum
Ein Flüchtlingszelt nach Regen von innen – Foto: Caritas Wien

„Wenn in Moria die Zelte brennen, dann sieht das niemand mehr“, singt die Band „Annenmaykantereit“ in ihrem neuen Album und fast erscheint es wahr. Sind wir schon so abgestumpft, dass die vielen schrecklichen Nachrichten aus Moria und dem neuen Camp RIC Lesbos keine Konsequenzen mehr haben? Vor allem die Politik scheint nur noch mit Weihnachten unter Coronabedingungen beschäftigt zu sein. Während aber hierzulande manch einer über die geplatzte Familienfeier jammert, werden die Kinder und Babys in den Flüchtlingslagern auf Lesbos von Ratten gebissen. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ sind Rattenbisse die Verletzungen, die sie am meisten verarzten müssen. Durch den vielen Regen in den letzten Tagen wurde das Lager überschwemmt, viele Zelte sind voller Wasser und Hygienemaßnahmen können kaum umgesetzt werden. Es fehlen Toiletten und Duschen und gewaltsame Übergriffe an Schutzbedürftigen sind an der Tagesordnung. Auch haben schon mehrere Kinder versucht sich das Leben zu nehmen. Und nicht nur dort leiden die Menschen, auch in den anderen Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln.

 

 

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brennendes Flüchtlingscamp
Moria brennt

Die gesamte Lage ist also abscheulich und das Schlimmste: Sie könnte verhindert werden! Allein in Deutschland haben sich genug Städte bereit erklärt, Flüchtlinge aus den Lagern aufzunehmen und selbst in Griechenland gäbe es genug Kapazitäten. Warum die Flüchtlinge trotzdem nicht aus den katastrophalen Zuständen geholt werden? Ganz einfach: Kein Land in Europa möchte nachgeben und Flüchtlinge aufnehmen, während andere Länder keine aufnehmen. Zudem hoffen die Regierungen auf einen abschreckenden Effekt. Wenn nämlich potentielle Flüchtlinge von den Zuständen hören, werden sie sich gegen die Flucht nach Europa entscheiden, so denken sich das zumindest viele Politiker:innen mehr oder weniger heimlich. Dabei flüchten Menschen meist nicht, weil sie so schöne Bilder von Aufnahmelagern sehen, sondern aufgrund der schrecklichen Zustände in ihrem Heimatland, trotz der abschreckenden Zustände auf der Flucht.

Sicher muss jeder Flüchtling geprüft werden und über seinen Verbleib in der EU juristisch entschieden werden, doch kann es nicht sein, dass Menschen in der EU, die sich auf Menschenrechte stützt, so behandelt werden. Die Zustände in den Lagern verstoßen gegen das europäische Recht und sollten für jede:n, der:die sich Europäer:in nennt, moralisch untragbar sein.

Aktion mit Flüchtlingszelt in der Innenstadt von Essen im Dezember – Foto: Caritasverband Essen

Natürlich wäre eine gemeinsame europäische Lösung toll, aber diesen Kampf auf dem Rücken von den Kindern und Erwachsenen in den Lagern auszutragen ist menschenverachtend. In unserer Verfassung steht „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das muss für alle Menschen gelten, ganz egal, wo sie herkommen. Der Zweck heiligt nicht alle Mittel. Die Menschen in den Lagern als Abschreckung in diesen Zuständen leiden zu lassen, ist grausam.
Die EU muss die Lager jetzt evakuieren! Deutschland muss aktiv werden!

Was kann man tun?

243 Bundestagsabgeordnete, darunter auch SPD-und CDU-Mitglieder, fordern die Bundesregierung auf, sich bei der EU für eine Lösung einzusetzen, Bundesländern und Städten in Deutschland zu ermöglichen Geflüchtete jetzt aufzunehmen und andere Länder zu ermutigen, das ebenfalls zu tun. (17.12.2020)

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagt: „Das sind entsetzliche Zustände – mitten in Europa.“ (19.12.2020) Selbst Mitglieder der Bundesregierung protestieren!

40 Organisationen (BDKJ, Pax Christi, Caritas, …) haben die Aktion #KeinWeihnachteninMoria gestartet. Die Kampagne fordert die Aufnahme der Flüchtlinge noch vor Weihnachten.

Die Caritas in Deutschland fordert dazu auf die Lage in den Lagern zu verbessern und Geflüchtete aufzunehmen.

Die (young)Caritas Essen stellte in der Essener Innenstadt ein Flüchtlingszelt auf, das dieselben Zustände, wie die Zelte in Moria aufweist.
In dem Zelt ist es nass, kalt und dreckig. Hiermit wollen sie auf die fatale Lage aufmerksam machen. Ihre Message: Leave no one behind!

 

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Die youngcaritas Wien ruft dazu auf, warme Kleidung zu stricken und den Menschen auf Lesbos so durch den kalten Winter zu helfen.

 

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Junge mit #leavenoonebehind Plakat
#leavenoonebehind – Foto: YoungCaritas in Europe

In ganz Europa setzten sich Menschen und Organisationen für eine Lösung ein.
Der Papst, die Evangelische Kirche Deutschland, Ärzte ohne Grenzen, der Österreichische Präsident, Seebrücke, Amnesty international, Joko & Klaas, 25 Prominente mit „Los für Lesbos“,  … man könnte die Liste ewig weiter führen.
Unzählige Europäer:innen haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann.

Weihnachten zu feiern, während Menschen in der EU so behandelt werden, wie die Flüchtlinge auf Lesbos, ist kaltblütig und verlogen.
Evakuiert die Lager jetzt!

Emma Fohler
youngcaritas Deutschland

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