Der Druck, „in“ zu sein und mitzuhalten bei Markenklamotten und Style, prägt nicht selten den Schulalltag von Jugendlichen. Was ist mit denen, die sich das nicht leisten können?
Für das Aktionsheft zum Thema Armut hatte youngcaritas Deutschland im Jahr 2014 einen Unterrichtsvorschlag entwickelt, bei dem die Schüler(innen) mittels des Programms „stylefruits“ Outfits shoppen und diskutieren konnten. Hier geht es zum Methode.
Dieser Vorschlag ist auch Teil der Action-Box MittelLOS der youngcaritas im Erzbistum Paderborn.
Inzwischen wurde die Seite stylefruits leider offline gestellt. Die Methode ist immer noch gut, daher hat Gülsinem, Praktikantin bei der youngcaritas im Erzbistum Paderborn, nach alternativen Online-Angeboten gesucht, um die Methode weiter durchführen zu können. Ihre Wahl ist auf die App „combyne“ gefallen.
Kompatibilität der App „combyne“ als Ersatz für „Stylefruits“ im youngcaritas-Aktionsheft und der ActionBox MittelLOS!
Es geht bei „combyne“ darum, Kleidung, Schuhe und Accessoires zu kombinieren, auf dem Profil zu speichern und ggf. mit Mitgliedern zu teilen.
Die App kann kostenfrei im Google Play Store oder im Appstore erworben werden. Das Icon ist im ansprechenden Orange mit einem Oktopus Muster gehalten.
Wird die App geöffnet, so wird der/die Nutzer*in aufgefordert, sich per Instagram, Facebook, Twitter, Google Mail, oder mit einer E-Mail Adresse zu registrieren oder sich bei einem schon vorhandenen Account anzumelden.
Anschließend folgt eine Altersabfrage (bei dem man bestätigen muss, über 16 Jahre alt zu sein), danach wird nach dem Geschlecht gefragt und man kann bei Bedarf ein Profilfoto hinzufügen.
Ins Auge fällt sofort, dass der Text für Jugendliche sehr ansprechend gestaltet wurde.
Bevor ein Style kombiniert werden kann, wird ein kleines Einführungsvideo eingeblendet und der/die Nutzer*in lernt, wie man Kleidung auswählen und wechseln kann.
Unter „Erstellen“ kann man nun einen Look kombinieren und darf Kleidung, Schuhe und Accessoires verschiedenster Preisklassen nach Belieben auswählen. Das erstellte Outfit kann man auf den sozialen Medien teilen. Zudem kann man in der Produktübersicht alle ausgewählten Teile mit den einzelnen Preisen sehen, jedoch wird kein Gesamtpreis angegeben.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, eigene Kleidungsstücke abzufotografieren und zu seiner Liste „Deine hochgeladenen Teile“ hinzuzufügen. Ein Highlight ist, dass die App seit dem neuen Update automatisch das fotografierte Kleidungsstück passend zuschneidet, sodass diese wie die bereits vorhandenen Kleidungen aussehen. Für die Methode von youngcaritas ist dies aber nicht wesentlich.
Die Methode im Aktionsheft und in der Actionbox fordert die Hälfte einer Gruppe dazu auf, in Kleingruppen 3 Looks (für Winter, Sommer und Frühling/Herbst) zu kreieren, dabei soll das Jahresbudget für Bekleidung und Schuhe für Hartz IV Empfänger in Höhe von 442,68 Euro (angepasst an den neuen Regelsatz Stand 2018) nicht überschritten werden. Die andere Hälfte soll ebenfalls in Kleingruppen 3 Looks zusammenstellen, jedoch ohne jegliches Preislimit.
Die App „combyne“ bietet viele Möglichkeiten, Kleidung und Rest zu kombinieren. Es sind Produkte von No-Name Firmen als auch von High-End Marken vorhanden. Auffallend ist, dass die Markenprodukte sehr in der Überzahl sind. Die Suche nach preisgünstigen Produkten erschwert sich demnach. Ein ansprechendes, trendiges Teil zu finden, ist keine leichte Aufgabe für die Teilnehmer*innen, aber trotzdem gut möglich.
Ich denke, so wird den Teilnehmer*innen bewusst, wie es Hartz IV Empfänger*innen bei der Kleidungsauswahl ergeht, wenn man zwei Mal in den Geldbeutel schaut, und auf vieles verzichten muss.
Man muss jedoch dazu sagen, dass es in Kleider-Ketten günstigere Kleidung gibt, wo Hartz IV Empfänger durchaus mehr für den Jahressatz kaufen können. Die App basiert größtenteils auf Kleidung hoher Preisklassen und dient im Grunde dem Vergnügen am Kombinieren und an der Werbung für die Produkte.
Als Spiel für die Methode des Aktionsheftes und der ActionBox ist diese App dennoch sehr gut geeignet, finde ich.
~ Gülsinem Uca
youngcaritas im Erzbistum Paderborn
Auswirkung auf die Unterrichtsgestaltung
Die Website „Stylefruits“ konnte über Rechner genutzt werden. Im Unterrichtsvorschlag (hier als pdf herunter laden) wurde daher die Nutzung eines PC-Raumes mit 7 Rechnern vorgeschlagen. Für die Einheit waren 25 Minuten vorgesehen.
Bei „combyne“ handelt es sich um eine mobile App, d.h. es müssen entweder Tablets und WLAN zur Verfügung stehen oder die Schüler(innen) nutzen ihre eigenen Handys. Für die Installation und Einrichtung der App ggf. etwas zeitlichen Puffer einrechnen.
Hintergrundinfos zum Thema Armut und Outfits
Mit ein paar Klicks kurz mal ein Outfit zusammen gestellt und zwei Tage später sind die Klamotten schon im Briefkasten. Internetportale wie stylefruits haben die ohnehin große Sehnsucht nach der aktuellsten Mode noch wachsen lassen und die Jagd nach dem trendigsten Style beschleunigt. Aber viele Kinder und Jugendliche können sich Modetrends nicht leisten – jedes 7. Kind ist von Armut bedroht. Diese Armut nennt sich zwar versteckte Armut, doch nicht selten werden Kinder und Jugendliche von ihren Mitschülern ausgegrenzt, auch weil ihre Kleidung ganz sichtbar nicht den neusten modischen Standards entspricht. Mit der vorliegenden Unterrichtseinheit setzen sich Jugendliche mit den Fragen auseinander, wie wichtig es für ihre Selbstwahrnehmung ist, „in“ zu sein, wie viel Style kostet und was es bedeutet, kein Geld für Modetrends zu haben.